PEUGEOT PFLANZ | MIT GROSSEN SCHRITTEN RICHTUNG ZUKUNFT
Fotos: Andreas Molatta

Interview: Oliver Bartkowski

Fotos: Andreas Molatta

 

Fotos: Andreas Molatta

Wir haben schon zahlreiche Interviews mit Bochumer Autohäusern geführt und diese gestalteten sich immer äußerst interessant, weil es aus der Automobilbranche permanent Neuigkeiten gibt, insbesondere in der Zeit der Elektromobilität. Wir trafen uns mit Felix Babilas aus der Geschäftsführung des Autohauses Pflanz, um das Thema Elektromobilität einmal intensiver zu besprechen.

Erst einmal Herr Babilas, wie haben ihre Häuser die bisherige Corona-Zeit überstanden?
Insbesondere die Phase des Lockdowns im März und April war für uns herausfordernd, allerdings konnten wir durch eine engmaschige Steuerung und durch hohe Kundenorientierung, sowie auch die Nutzung des staatlichen Instrumentariums der Kurzarbeit, die Auswirkungen auf unser Geschäft minimieren. Darüber hinaus hat die Krise auch den Impuls zu mehr Innovation im Kundenkontakt geliefert. Seit Mai sind wir wieder im Normalbetrieb in Bezug auf Öffnungs- und Arbeitszeiten und haben in der Folge in allen Bereichen eine sehr gute Auftragslage verzeichnen können, nicht zuletzt waren hier sicherlich auch Nachholeffekte mit ursächlich. Seit den Sommerferien hat sich die Auftragsentwicklung allerdings auf niedrigerem Niveau, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres stabilisiert. Hierin spiegelt sich eine generelle Kaufzurückhaltung, sowohl im privaten als auch gewerblichen Bereich wieder.

Elektromobilität ist in der Presse immer wieder ein Thema. Es gibt aber auch viele Kritiker.
Zunächst einmal ist die E-Mobilität nicht mehr aus der Branche wegzudenken und wird in den nächsten Jahren ein weiteres, überproportionales Wachstum verzeichnen. Der Anteil an den Neuwagenkaufverträgen im Autohaus Pflanz schon jetzt bei etwa 30%. Die Elektromobilität wird mittel- bis langfristig den Verbrenner als Antriebsart Nr.1 verdrängen. Dieser Effekt wird alleine deshalb eintreten, weil es politisch so gewollt ist. Das gilt national in der EU und übrigens auch für Teile der USA, sowie etwa Kalifornien. Kritik gibt es an der Elektromobilität sicher und diese ist teilweise auch berechtigt. Ganz grundsätzlich muss man aber auch festhalten, dass es sich bei der Elektromobilität um eine junge Technologie handelt. Bei der Entwicklung von Technologien hat zunächst einmal das Erreichen der Marktreife eine hohe Priorität, deswegen sind Rechenmodelle, die den ökologischen Fußabdruck eines E-Autos mit dem eines modernen Verbrenners in Laufzeit-Äquivalenten vergleichen, auch teilweise irreführend, da diese eben das weitere Effizienz-Potenzial der Elektromobilität nicht hinreichend berücksichtigen.
Zudem hängt die Öko-Bilanz der Elektromobilität auch zentral von Entscheidungen im Bereich der Energieversorgung bzw. vom Verhalten der Verbraucher im Bereich der Stromnachfrage ab. Wird etwa der Energiebedarf eines E-Autos ausschließlich mittels ökologisch-nachhaltigerzeugtem Strom gedeckt, dann ist der Punkt des Break- Even in Bezug auf den Co2-Ausstoß, also der Zeitpunkt, ab dem das E-Fahrzeug über den gesamten Lebenszyklus weniger Co2 ausstößt als der Verbrenner, schon nach einer vergleichsweise geringen Laufleistung erreicht. Zwei konkrete Kritikpunkte will ich aber kurz aufgreifen. Häufig wird der Aspekt der sogenannten seltenen Erden bemüht. Sicher stimmt es, dass wir hier eine sich verschärfende Knappheit auf den Weltmärkten und prekäre Arbeitsbedingungen in der Förderung verzeichnen. Auch wird zu Recht auf die mangelhafte Nachhaltigkeit, etwa der Lithium-Gewinnung, hingewiesen, die dazu führt, dass ganze Landstriche durch einen sinkenden Grundwasserspiegel in Bedrängnis geraten. Diese Kritik ist meines Erachtens berechtigt. Die Industrie ist folglich in der Verpflichtung, mittels marktwirtschaftlicher Instrumente, schnellstmöglich nachhaltige Fördermethoden und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu etablieren.
Zudem muss über weitere Bemühungen im Bereich der Forschung und Entwicklung sichergestellt werden, dass knappe Rohstoffe geschont werden. Bereits verar-beitete Rohstoffe müssen mittels Recycling in den Produktionsprozess zurückgeführt werden. Insgesamt gibt es sicher noch ein erhebliches Potenzial auf dem Weg zu einer verbesserten Nachhaltigkeit der E-Technologie und die Kritik an der E-Mobilität muss weiterer Anreiz dafür sein, dieses Verbesserungspotenzial zu realisieren. Man sollte daher die Kritik auch nicht mit dem beliebten Debattentrick des whataboutism abtun. Dennoch manifestiert sich hier auch eine gewisse Scheinheiligkeit in der Debatte. Knappe Rohstoffe, sowie auch Lithium, sind nicht zuletzt ein wesentlicher Bestandteil der Wertschöpfungskette der Mobiltelefonie und eben auch der klassischen Verbrenner. Hier sind jedoch auf der Verbraucherseite erheblich wenige, kritische Stimmen zu verzeichnen.

Wäre Wasserstoff vielleicht die bessere Alternative?
Auf dem Papier möglicherweise. Unterschätzt wird aber auch der enorme Energiebedarf, der sich in der gesamten Prozesskette ergibt. Zudem muss man festhalten, dass es im Bereich der E-Mobilität deutlich schneller gelungen ist, eine Serienreife zu erzielen. Langfristig mag der Wasserstofftechnologie noch der Durchbruch gelingen, mittelfristig sehe ich das eher nicht.

Wie zufrieden sind Sie mit Peugeot, was die Entwicklung in der E-Mobilität angeht?
Wir sind mit Peugeot und der Strategie in diesem Bereich sehr zufrieden. Peugeot verfolgt die Strategie, auf einer Plattform jeweils alle Antriebsarten zur Verfügung zu stellen. Dadurch haben wir technisch sehr ausgereifte und optisch gefällige Modelle mit einer klaren, etablierten Formensprache. Insbesondere drückt sich das bei den neuen e-208 und e-2008 aus, die vom Kunden extrem positiv angenommen werden. Nicht zuletzt hat es Peugeot hier geschafft, in einem technologisch anspruchsvollen Umfeld zu den Fast-Movern im Volumensegment zu gehören. Darauf sind wir stolz und das gibt uns einen Schub im Bereich der Kundenbindung, aber auch im Bereich der Mitarbeiterzufriedenheit.

Wo sehen Sie Peugeot langfristig bei den E-Fahrzeugen?
Wir werden mittelfristig jedes Modell als E-Fahrzeug anbieten können. Das schließt auch das Segment der leichten Nutzfahrzeuge ein, in dem wir noch in diesem Jahr den neuen e-Expert vorstellen können. Die Perspektive und das Potenzial bei Peugeot sind daher für meine Begriffe extrem vielversprechend und wir freuen uns im Autohaus Pflanz auf die gemeinsame Zukunft mit der Marke.

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