bochum macht spaß
BOCHUMER EVENT CENTER | EIN NEUES HIGHLIGHT

UNSER MOLTKEMARKT
Die klassischen Wochenmärkte in Bochum ächzen unter schwindenden Händler- und Kundenzahlen. Der Moltkemarkt behauptet sich als attraktive Alternative: Zwölf Jahre nach seiner Gründung hat sich der Feierabendmarkt auf dem Springerplatz als Erfolgsformat mit wöchentlich mehr als 1000 Besuchern etabliert. „Ein echter ,Place to be’ für Bochum. Stößchen!“, strahlt Bettina Wellinger (54) und lässt sich mit drei Freundinnen einen Prosecco in der warmen Abendsonne schmecken.
2013 war der private Feierabendmarkt im Griesenbruch an den Start gegangen. Ein Trio ist als Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) bis heute der Veranstalter: der Initiator Herwig Niggemann (seinerzeit noch Inhaber des Lebensmittelgroßmarkts in Hofstede), Marketing-Experte Thorsten Strozik (Agentur GSVI) und Friedrich Schmidt (Bäckerei Schmidtmeier).
Von Anfang an fand der Markt – wie zu seinen Ursprüngen im 19. Jahrhundert benannt nach dem preußischen Heerführer Helmuth von Moltke – großen Zuspruch. Der Freitag: ideal als Einstieg ins Wochenende. Die Marktzeit ab 16 Uhr: perfekt für ein erstes Glas Wein, einen eisgekühlten Drink, ein Häppchen für den kleinen Hunger. Das Ambiente: entspannt, jetzt im Sommer mit Urlaubs-Flair bis abends um 21 Uhr.
Als Pionier habe man zu Beginn gegolten, berichtet Friedhelm Schmidt. „Bürgermeister und Stadtentwickler aus halb Europa kamen zu uns, um zu schauen, wie es gelingen kann, einen Stadtteil mit innovativen Ideen nachhaltig zu beleben.“
Dabei habe in den vergangenen Jahren ein Wandel eingesetzt, konstatiert Thorsten Strozik: weg vom Wochenmarkt, hin zum Naschmarkt. Aus den Probiertellern von einst ist ein XXLFreiluft- Restaurant mit Top-Standard erwachsen. Waren für den täglichen Bedarf, etwa Kartoffeln, Fleisch oder Blumen, gibt es nicht mehr. Stattdessen dominieren Gaumenfreuden, Getränke, Gemeinschaft. Immer weniger Kunden kommen zum Einkaufen, immer mehr zum Plauschen und Schnabulieren an den Biertischgarnituren, an Stehtischen, gern auch ganz leger auf Mauern oder Treppenstufen.
Das Angebot spiegelt die mediterran-multikulturelle Stimmung im ehemaligen Blaubuxen-Arbeiterviertel perfekt wider. Italienische Pasta und Antipasti, anatolische Spezialitäten vom Grill, Langos, Flammkuchen, vielfältige Backwaren, belgische Pommes, Street Food aus Südafrika, Kaffee aus Afrika und Südamerika und weitere Leckerbissen werden zum Sofortverzehr zubereitet. Ebenso überzeugend ist die Wein- Auswahl zu moderaten Preisen ab ca. 20 Euro für eine Flasche. Je nach Wetter bauen rund 15 Händler freitags ihre Stände auf. Jüngster Neuzugang ist Serkar Barzani. Der Chef der angesagten Bermuda-Cocktailbar Pearlz hat sich eigens für den Markt einen nostalgischen Verkaufswagen angeschafft. An seiner „La Prosciutteria“ verwöhnt er die Besucher auf opulent bestückten Brettern mit frisch aufgeschnittenem Schinken, Salami, Käse, Oliven, Obst und knackfrischem Schmidtmeier-Brot. „Hervorragend“ seien die ersten Wochen gelaufen, sagt Serkar Barzani und blickt zufrieden auf den vollbesetzten Platz mit gut gelaunten, konsumfreudigen und kaufkräftigen Besucher: „Ein großartiges Publikum. Das passt!“
Auch eine dauerhafte Lösung für die Aufgabe des Marktmeisters wurde gefunden. Anfangs galt: Der Pächter der benachbarten Gastronomie im Bunker ist automatisch für den Moltkemarkt verantwortlich. Nachdem erst das traditionsreiche Café Treibsand, später auch Serkar Barzani mit seiner „Bar am Springerplatz“ (BAS) die Segel streichen mussten, fungiert der stets gut gelaunte Händler Carmelo Laura als Marktmeister: auch das ein Gewinn für alle Beteiligten.
Die Neuausrichtung habe dazu geführt, dass die Besucher deutlich jünger geworden sind, beobachtet Thorsten Strozik. In der Tat: Für drei Generationen ist der Moltkemarkt inzwischen ein fester Anlaufpunkt. Das gelingt Veranstaltern nicht mehr allzu häufig.
Ausgezahlt habe sich auch die im Zuge der Corona-Pandemie getroffene Entscheidung, eine Winterpause einzuführen. Im Spätherbst endet seither die Saison. Im März geht’s wieder los. Denn so überschaubar die Standgebühren auch sind: Bei Regen und Kälte, Eis und Schnee ergibt der Aufwand für die Händler wenig Sinn.
Ein Problem bleibt: Ist dem Moltkemarkt gutes Wetter vergönnt, sind Parkplätze in der Umgebung Mangelware. Doch nicht nur deshalb sollte das Auto am besten daheim bleiben. Zum Dolce-Vita-Feierabend in Bochum gehört nun mal ein leckeres Weinchen. Stößchen!
Infos: moltkemarkt.de