DIETER HECKING | WIR WOLLEN DAS MAXIMALE ERREICHEN
Foto: VfL Bochum 1848
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Text: David Wienand

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DIETER HECKING | WIR WOLLEN DAS MAXIMALE ERREICHEN

Seit dem November 2024 ist der gebürtige Castrop-Rauxeler Dieter Hecking der Chef-Coach des VfL Bochum 1848 an der Castroper Straße. Wenn das keine ideale Kombination ist, dann gibt es keine andere. Aber auch die Aussagen des ehemaligen Fußballers – und nun auch bereits seit einem Vierteljahrhundert Trainer – im Gespräch mit David Wienand für Bochum macht Spaß machen berechtige Hoffnungen darauf, dass ein Neuanfang mit Aufstiegsperspektive in der bald beginnenden, neuen Saison 2025/2026 unter seiner Regie möglich ist.

Herr Hecking, mit wie großer Aufmerksamkeit oder gar Nervosität haben Sie die Präsidiumswahlen verfolgt?
Ich habe die Veranstaltung live vor Ort verfolgt, mit großem Interesse.

Hat das Team gewonnen, dass Sie auch selbst als Garant für eine möglichst erfolgreiche Zusammenarbeit präferiert haben?
Es hat das Team gewonnen, das die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte. So funktionieren demokratische Prozesse. In dem Zusammenhang spielt meine Meinung als Nicht- Mitglied des VfL keine Rolle. Selbstverständlich habe ich den neu gewählten Präsidiumsmitgliedern gratuliert, wie ich mich auch beim scheidenden Präsidium für die konstruktive Zusammenarbeit bedankt habe.

Wie haben Sie seit Ihrem Engagement für den VfL Bochum 1848 die bisweilen chaotische Situation im Verein erlebt?
Ich habe keine chaotische Situation feststellen können oder vorgefunden. Mir ist von vornherein durch Ilja Kaenzig und in den Gesprächen mit dem Präsidium reiner Wein eingeschenkt worden, was die sportliche Situation anging, da wurde nichts beschönigt. Die Mitarbeiter, sowohl im Team, im Staff und auch auf der Geschäftsstelle, waren natürlich angesichts der fast aussichtslosen Situation mit nur einem Punkt nach neun Spielen geknickt. Der VfL musste quasi mental wiederbelebt werden. Das haben wir geschafft. Das war ich aber nicht alleine, dazu haben auch meine Mitarbeiter im Trainerteam und Staff beigetragen.

Dennoch, Sie haben noch vor der Präsidiumsneuwahl Ihren Vertrag beim VfL verlängert. Was hat hierfür den Ausschlag gegeben?
Wie ich es an dem Abend in Heidenheim mitgeteilt habe: Der VfL Bochum ist ein toller Verein, mit langer Tradition, großartigen Mitarbeitern, leidenschaftlichen Fans und einem Umfeld, das bei allen Erfolgsansprüchen, die wir haben und haben müssen, den Blick für die Realität nicht verschließt. Die vorzeitige Verlängerung war auch ein Signal, dass ich daran glaube, mit dem VfL erfolgreich zu sein. Es hätte sich nach den Monaten, die ich jetzt hier bin und miterlebt habe, was der Verein den Menschen bedeutet, falsch angefühlt, im Falle des Abstiegs wegzugehen.

Der Klassenerhalt hat nicht geklappt. Was waren aus Ihrer heutigen Sicht die wesentlichen Gründe dafür?
Wir haben unter meiner Führung in 25 Spielen 24 Punkte geholt. Auf die Saison hochgerechnet hätten das also 33 oder 34 Punkte sein können, die zum Klassenerhalt gereicht hätten. Aber in den neun Spielen vor meiner Ankunft – und auch in den vier Spielen danach – haben wir zu wenig gepunktet. Zwei Punkte nach 13 Spieltagen – das ist eine gewaltige Hypothek und im Prinzip der Abstieg schon besiegelt. Aber wir haben es geschafft, den Turnaround hinzubekommen und den Kontakt zu den Plätzen 15 und 16 nicht abreißen zu lassen. Zwischenzeitlich, nach dem Sieg bei Bayern München, konnten wir auch noch in Richtung direkter Klassenerhalt schauen. Aber danach haben wir aus dem Block gegen die Top-Teams keine Punkte einfahren können.

Nun haben Sie, im Gegensatz zu Ihrem Einstieg beim VfL, auch die Kaderplanung mit in der Hand. Worauf werden Sie dabei besonderen Wert legen?
Wir haben einen großen Umbruch, der durch den Abstieg noch einmal anders ausfällt als im Falle des Klassenerhalts. Anfang Juli haben uns bereits 14 Spieler verlassen, weitere werden vermutlich noch folgen. Wir werden eine jüngere Kaderstruktur haben, das lässt sich schon jetzt erkennen. Aber wir brauchen auch Qualität, mit Talent allein werden wir in einer ausgeglichenen Zweiten Liga nicht zu den Top- Teams gehören. Der Transfermarkt ist als Zweitligist noch einmal herausfordernder als für einen Bundesligisten. Unter anderem wegen des deutlich früheren Saisonstarts.

Auf welche Spiele in der neuen Saison freuen Sie sich besonders? Das Derby gegen Schalke, die Matches gegen weitere Traditionsvereine wie Nürnberg, Hertha, Kaiserslautern, Düsseldorf?
Abgesehen davon, dass ich meine zweite Saison beim VfL viel lieber in der Bundesliga absolviert hätte: Mit Nürnberg, Paderborn, Braunschweig und Hannover verbindet mich meine Zeit als Spieler und/oder Trainer bzw. Sportvorstand. Das werden also schon mal besondere Spiele für mich. Das Derby gegen Schalke steht schon jetzt bei allen hier ganz oben auf dem Zettel. Aber auch die Partien gegen Düsseldorf, Münster und Bielefeld haben aus regionalen Gründen ihren Reiz.

Klar, dass besonders die Fans des VfL gerne sofort wieder aufsteigen wollen. Welche Hoffnung darauf können sie Ihnen geben?
Wir wollen alle das Maximale erreichen, das eint uns. Wir werden sehen, wenn die Transferphase abgeschlossen ist, wo wir stehen und wie wir im Verhältnis zur Konkurrenz dastehen. Apropos Fans: Sind die Fans des VfL mit anderen in den Bundesligen zu vergleichen oder sind sie eher einzigartig? Dass wir nach einem Abstieg, der sich lange angebahnt hat und am Ende dann bittere Realität wurde, derart begleitet werden, wie es die VfL-Fans während und nach dem Mainz- Spiel getan haben, ist schon einzigartig. Das habe ich in meiner Karriere noch nicht erlebt – und ich bin schon ein paar Tage dabei …

Nun sind Sie ja schon seit einiger Zeit ein „Bochumer Junge“. Wie gut kennen Sie sich bereits in Bochum aus und was haben Sie von der Stadt kennengelernt?
Ich bin schon trittsicher, was das Leben außerhalb des Stadions und der Kabine angeht. Ich bin gerne am Kemnader See, laufe dort die große Runde. Und in der City kenne ich auch schon die eine oder andere Lokalität, wo sich gut verweilen lässt.

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