KLARA BLEYER EUROPAMEISTERIN UND WASSER-ASTRONAUTIN
Foto: European Aquatics
Foto: European Aquatics

Text: David Wienand

Fotos: European Aquatics

KLARA BLEYER EUROPAMEISTERIN UND WASSER-ASTRONAUTIN

Unsere Stadt hat in den zurückliegenden Jahren eine ganze Reihe von erfolgreichen Sportlerinnen und Sportlern hervorgebracht, und das nicht nur in populären Sportarten wie dem Fußball, sondern mit der Bronzemedaillengewinnerin Pia Greiten zuletzt im Rudern bei Olympia. Ganz aktuell konnte die Bochumer Synchronschwimmerin Klara Bleyer auf Madeira auftrumpfen und sich mit ihrer freien Kür die Europameisterschaft sichern. David Wienand stellt die erfolgreiche Wassersportlerin im Gespräch vor.

Zunächst einmal auch von Bochum macht Spaß die herzlichsten Glückwünsche zum Gewinn der Europameisterschaft im Synchronschwimmen in der Freien Kür auf Madeira. Welche Bedeutung hat dieser Titel für Sie?
Vielen lieben Dank! Dieser Titel bedeutet mir wirklich viel. Vor zwei Jahren habe ich an genau diesem Ort die Jugend- Europameisterschaft gewonnen, was den Beginn meiner Karriere markierte. Jetzt, zwei Jahre später, habe ich hier die Europameisterschaft gewonnen. Es ist immer noch schwer für mich, das wirklich zu begreifen, aber ich bin überglücklich.

Würden Sie allen „Nichtschwimmern“ einmal kurz erklären, was es mit dem Synchronschwimmen und der Freien Kür auf sich hat?
Artistic Swimming oder auf Deutsch Synchronschwimmen, ist eine Wassersportart, die Elemente aus Schwimmen und Tanz verbindet. Im Team, Solo oder Duett führen die Athletinnen und Athleten zu Musik choreografierte Bewegungen im Wasser aus. Dabei werden die artistic impression, also die künst lerische Darbietung, die Ausführung der einzelnen Elemente und die Schwierigkeit der Kür bewertet. Wir müssen dabei lange die Luft anhalten und unter Wasser ebenso aktiv sein wie über Wasser – das macht es zu einer sehr anspruchsvollen und oft unterschätzen Sportart.

Das Synchronschwimmen gehört nicht gerade zu den bekanntesten und angesagten Sportarten. Wann hat es Sie gepackt?
Ich habe mit fünf Jahren in Eschweiler, meiner Geburtsstadt, mit dem Synchronschwimmen angefangen. Mit zehn Jahren bin ich dann zu den Freien Schwimmern Bochum e. V. gewechselt, um den Leistungssport intensiver zu betreiben. Zuvor hatte ich den Sport im Fernsehen gesehen und bin deswegen erst auf die Sportart gekommen.


Was macht für Sie den Reiz dieser Sportart aus?
Der Sport ist für mich etwas ganz Besonderes, da er so vielseitig ist. An Land machen wir Ballett, Akrobatik und Krafttraining. Im Wasser gehört natürlich das normale Schwimmtraining dazu, aber am meisten Spaß macht es, die Kür zu trainieren. Ungefähr alle zwei Jahre wechselt man die Kür. Bei der Kür sucht man sich dann ein Thema aus, welches man umsetzen will. Bevor man mit dem Aufstellen einer neuen Choreografie anfängt, beschäftigt man sich intensiv mit dem Thema. Man betreibt Recherche oder sieht sich signifikante Aspekte zum Thema an. Beispielsweise habe ich mir für meine freie Kür zum Thema „Space“ genau und oft angeschaut, wie sich Astronauten im All bewegen.

Wie intensiv muss man „am Ball bleiben“ mit dem Training und weiteren Vorbereitungen, um überhaupt an Europameisterschaften teilnehmen zu dürfen?
Synchronschwimmen ist ein sehr intensiver Sport. Wir trainieren im Alltag bis zu sechs Stunden täglich, auf Lehrgängen sogar bis zu zwölf Stunden. Für die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen darf jedes Land nur eine Kür pro Kategorie (Solo, Duett, Team) nominieren. Vor einem Wettkampf schicken wir ein Video unserer Kür an den Nominierungsausschuss in Deutschland, der entscheidet, ob wir die Kriterien erfüllen – inklusive einer Mindestpunktzahl.

Erfreuen sich das Synchronschwimmen und Sie als Sportlerin wenigstens der Unterstützung durch Verbände, Organisationen oder sogar Sponsoren oder fristet die Sportart eher ein Schattendasein, was die Aufmerksamkeit betrifft?
In den letzten Jahren haben wir hauptsächlich vom Schwimmverband NRW Unterstützung erhalten, da der Deutsche Schwimm Verband uns leider kaum unterstützt. Ohne die Unterstützung des Schwimmverbands NRW oder des Schwimmverbands Südwestfalen e. V. wären wir nicht so weit gekommen. Um auf internationalem Niveau mithalten zu können, benötigen wir professionelle Choreografien, die natürlich mit Kosten verbunden sind. Leider finden wir nur wenige Sponsoren, weil viele unsere Sportart nicht richtig verstehen oder keinen Profit darin sehen, da wir nicht die nötige Aufmerksamkeit in den Medien bekommen. Was ich natürlich sehr schade finde. Seit letztem Jahr bin ich zudem Sportsoldatin bei der Bundeswehr, was mir die Möglichkeit gibt, mich noch stärker auf meinen Sport zu konzentrieren.

Mit 21 Jahren und als erfolgreiche Sportlerin in einer leider noch Nischensportart - sind Sie parallel zum Sport auch dabei, an einem weiteren beruflichen Standbein zu arbeiten?
Im Jahr 2023 habe ich begonnen, Produktdesign an der FH Aachen zu studieren. Momentan strecke ich das Studium allerdings, da das Trainingspensum sehr hoch ist und viel Zeit in Anspruch nimmt.

Bleibt neben dem Training noch Zeit für andere Aktivitäten und Hobbys?
Leider bleibt nicht immer viel Zeit, aber wenn ich welche habe, stricke ich sehr gerne oder treffe mich mit Freunden. Das hilft mir, den Kopf frei zu bekommen und abzuschalten.

Wo in Bochum kann man Klara Bleyer über den Weg laufen, wenn sie mal aus dem Wasser gestiegen ist?
Wie gesagt, ich unternehme gerne etwas mit Freunden an verschiedenen Orten in Bochum und gehe auch gerne ins Kino und schaue mir die neusten Filme an. Dabei kann ich immer gut den Kopf ausschalten.

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