DR. POP | ED SHEERAN IST IN BOCHUM ZUM WELTSTAR GEWORDEN - DAS KANN KEIN ZUFALL SEIN!
Fotos: Christopher Schmidt, Milele Photography

Interview:

David Wienand

Fotos:

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Fotos: Christopher Schmidt, Milele Photography

Und in Bochum ist auch Dr. Pop - oder wie er mit bürgerlichem Namen heißt: Dr. Markus Henrik - geboren. Das kann kein Zufall sein! Der wöchentliche Kolumnist bei radioeins des RBB, NightWash- Quatsch-Comedy-Club-, Kabarett- Theater-„Wühlmäuse“-Komedian, sowie Best-Radio- Comedy-Nominierter hat es zwar bis jetzt noch nicht zu internationalem Ruhm gebracht, aber immerhin zum Musik- Comedy-Stand-Up-Künstler und zu einem promovierten Fachmann in Sachen Medienwissenschaft und Popmusik. Promotionsthema: Terrorismus und Orientalismus in der Popmusik. Allerdings zieht dieser Dr. des Pop, der in den Musikmetropolen Liverpool und Manchester, Paderborn und Detmold studierte und an der Humboldt Universität zu Berlin promovierte, gerne das Studio und die Bühne dem Hörsaal vor. Bevor also Dr. Pop mit seinem neuen Solo- Programm »Hitverdächtig« durch die Republik ziehen und im Herbst auch ein Heimspiel in Bochum (24.09.2020, Bahnhof Langendreer) absolvieren wird, traf David Wienand den Musik-Doktor zum Gespräch.

Du heißt mit bürgerlichem Namen Dr. Markus Henrik, hast einen Doktortitel in Medienwissenschaften & Popmusik und dich dazu entschlossen, nicht vor Studenten, sondern in den sozialen Medien und auf der Bühne als Stand-Up Comedian zu „dozieren“. Wie kam es zu dieser Entscheidung und was haben deine Eltern dazu gesagt?
Ich habe zunächst Bücher geschrieben und meine Lesungen recht lebendig gestaltet: Zum Beispiel mit einer Gitarre im Gepäck. Zudem habe ich für den WDR und RBB viele Radio-Comedys zum Thema Musik produziert. Die Inhalte brachte ich dann nach und nach auf die Bühne. Meine Eltern lernten sich über die Musik kennen und sind vollends einverstanden mit dem, was ich tue – schließlich war mein Vater Schlagzeuger und meine Mutter Sängerin in einer Band. Da konnte ja nur ein kleiner Dr. Pop bei rumkommen!

Inwiefern ist dennoch eine universitäre Ausbildung für dein künstlerisches Schaffen von nicht zu
Vorteil?
Jeder Musiker oder Künstler ist auch Forscher. Bevor die Beatles ihr erstes Album veröffentlichten, hatten sie etwa 500 Songs anderer Musiker auf dem Kasten. Eine universitäre Ausbildung bringt etwas Struktur in den Prozess. In Deutschland steckt das weiterhin etwas in den Kinderschuhen, wobei Bochum mit dem Institut für Pop-Musik natürlich mit gutem Beispiel vorangeht. Im angloamerikanischen Raum sind derartige Studiengänge völlig etabliert. Da wird Popmusik - mit den Beatles und anderen Bands - als Kulturgut und hoher Wirtschaftsfaktor angesehen.

Wenn man auf You Tube deine Videos anschaut, dann erblickt man hinter dir links an der Wand zwei Plattencover: David Bowies HUNKY DORY und Peter Maffays REVANCHE. Wie kam es zu dieser „Auswahl“ und welches von beiden Alben ist dein Favorit?
Gut erkannt dafür, dass die Cover in den Videos in der Unschärfe verschwinden. Die Musikerköpfe waren früher beinahe im Maßstab 1 zu 1 auf den Alben abgebildet. Man konnte sie sich wunderbar vors Gesicht halten, um Familienangehörige kurzzeitig mit der Gegenwart eines Popstars zu beglücken. Das ist heute schwieriger. Die Alben-Cover auf den Smartphones sind doch etwas zu klein. Musikalisch hat David Bowie für mich die Nase klar vorne, Peter Maffay im Falle von REVANCHE allerdings optisch.

Ist eigentlich gar keine Musik vor deiner ebenso sachkundigen, wie satirischen Betrachtung sicher?
Eigentlich kann man sich ja nur mit Dingen beschäftigen, die man im Grunde genommen auch faszinierend findet. Kritik kann auch Zuneigung ausdrücken. Ich möchte hier allerdings alle Veröffentlichungen von Capital Bra und Dieter Bohlen ausschließen. Meine Gegenstände für die Analyse sind allesamt Werke, die millionenfach, wenn nicht sogar milliardenfach angeklickt wurden. „Despacito“ zum Beispiel, ist aktuell mit 6,5 Milliarden Aufrufen das meistgeklickte Video auf diesem Planeten. Das muss man einfach näher untersuchen. Bands oder Künstler, die im Aufbau sind und sich bislang nur ein kleines Publikum erspielt haben, werden nicht kritisch beäugt. Es sei denn, sie kooperieren mit Capital Bra oder Dieter Bohlen.

Als Bochumer machst du mit deiner Satire auch vor deinem Mit-Bochumer Herbert Grönemeyer nicht halt. Ist das eher respektvolle Ironie hinsichtlich Grönemeyer und seiner Lyrik oder wie siehst du das Schaffen von Herbert?
Herbert Grönemeyer ist grandios. Er hat sich über die Jahre musikalisch immer wieder neu erfunden und stets Haltung bewahrt. Ich finde es wichtig, dass er sich als Pop-Dinosaurier klar gegen Rechts bekennt – genau wie Udo Lindenberg übrigens. In meinem Video und meiner Radio-Kolumne zu Herbert Grönemeyer ging es mir darum zu zeigen, wenn es darauf ankommt, ist Herbert trotz vermeintlichem Genuschel sehr klar zu verstehen.

Wie gehst du mit hasserfüllten Reaktionen um, die dich erreichen?
Die halten sich tatsächlich in Grenzen. Die besten haben aber gute Chancen, auf der Bühne vorgelesen zu werden. Manchmal vertone ich sie auch spontan. In meinem radioeins-Bühnenformat „Dr. Pops Sprechstunde“ werde ich dafür vielleicht eine eigene Rubrik einrichten. In jedem Fall wird es hier eine Stelle im Programm geben, wo ich die schönsten Gangster-Rap Zitate aller Zeiten vorlesen werde wie zum Beispiel: „Drogen sind wie Türen. Man kann sie drücken oder ziehen.“

Mit dem Bochumer Schriftsteller Frank Goosen verbinden dich eine Freundschaft und auch gemeinsame Bühnenauftritte wie z.B. in der Reihe „Goosens Neue Bücher“ im Bochumer Schauspielhaus mit dir als Franks Mann an der Seite. Woher kennt ihr euch und wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Frank Goosen und ich haben uns 2010 auf der Leipziger Buchmesse kennengelernt. Anschließend habe ich ihn noch am selben Abend im „Central Kabarett“ gesehen. Für mich das Beste, was ich bis dahin auf einer Kabarettbühne gesehen hatte. Dann besuchte ich Frank bei einer weiteren Show im Kabarett-Theater „Die Wühlmäuse“ in Berlin. Im Anschluss daran beschlossen wir unsere Zusammenarbeit.

Frank Goosen ist demnächst mit seinem neuen Programm „Acht Tage die Woche - die Beatles und ich“ zu sehen. Hat er sich hierfür sachkundigen Rat von dir als Musik- Fachmann eingeholt?
Frank ist ein ausgewiesener Beatles-Experte und er hat zur Recherche auch Liverpool bereist, wo ich über ein Jahr gelebt habe. Wir haben zu seinem Buch ein längeres Telefonat geführt, aber ich habe rasch gemerkt, dass Frank jede noch so versteckte Anekdote zu den Beatles bereits kannte.

Auch du wirst 2020 viel unterwegs und auf den Bühnen der ganzen Republik zu sehen sein. Kommst du auch nach Bochum?
Ja, und ich freue mich sehr darauf! Am 24. September 2020 ist es zum ersten Mal soweit, da komme ich in den Bahnhof Langendreer.

Sind Bochumer Auftritte für dich Heimspiele, weil vielleicht viele Freunde und auch Verwandte mit dabei sind?
Jeder Auftritt ist anders. Generell, aber auch bei mir deswegen, weil mir das Publikum auf Kärtchen Fragen zum Thema Musik stellen kann. Die muss ich dann spontan und so fundiert wie möglich beantworten. Gut möglich, dass in Bochum jemand aus der Schulzeit fragt: Weißt Du noch, wie Du damals bei der Party von Corinna zu den Backstreet Boys abgegangen bist?“ Für solche Fragen bin ich gewappnet.

Du hast schon vor einiger Zeit dem Ruhrgebiet den Rücken gekehrt und lebst in Berlin. Haben Bochum und Umgebung zu wenig Futter für deine Comedy hergegeben?
Ich bin alle zwei bis drei Wochen in Bochum und empfinde das Ruhrgebiet als meine Heimat. Nach Berlin bin ich wegen der Doktorarbeit gezogen. Jetzt arbeite ich dort bei radioeins vom RBB. Allerdings entstehen meine Kolumnen für „Dr. Pops Tonstudio“ überall – auch in Bochum. Die Region gibt so einiges her. Ed Sheeran ist ja schließlich 2012 noch beim Zeltfestival aufgetreten – kurz danach ist er zum Weltstar geworden. Das kann kein Zufall sein!