MANUEL RIEMANN
Foto: VfL Bochum

Interview: David Wienand

Fotos: VfL Bochum

MANUEL RIEMANN

liegenden Jahren nach Identifikationsfiguren in ihrer Lieblingsmannschaft gesehnt und zuletzt haben sie gleich mehrere dieser „Typen“ bekommen: Danilo Soares zum Beispiel oder Cristian Gamboa. Aus den beiden Südamerikanern sind durch Charme und Einsatzbereitschaft längst Bochumer Jungen geworden. Auch Anthony Losilla, der Kapitän und unumstrittene Anführer gehört zu diesen „Typen“, ebenso wie Manuel Riemann, unser „Schnapper“ und Torvorbereiter, Elfmeter-Killer und Motivator. In Mühldorf am Inn geboren kam er 2015 vom SV Sandhausen an die Castroper und musste sich, ebenso wie einige Torhüter-Kollegen vor ihm, erst allmählich die Zuneigung der Fans erspielen. Diese gehört ihm heute allerdings uneingeschränkt. Gründe genug also für Bochum macht Spaß, die Reihe mit Gesprächen mit VfLAkteuren, fortzusetzen.

Manuel, deine 2. Spielzeit in der 1. Liga mit dem VfL startet. Was sind deine persönlichen Erwartungen und die für den VfL?
Ich erwarte eine mindestens so intensive Saison wie im Vorjahr. Es wird auch den Experten schwerfallen, im Voraus drei Teams zu bestimmen, die am Ende die letzten drei Plätze belegen werden. Unser Ziel ist es, erneut mindestens drei Mannschaften hinter uns zu lassen. Mein persönliches Ziel lautet natürlich, so oft es geht, zu Null zu spielen und dass ich darüber hinaus wieder der Mannschaft helfen kann, so oft es geht, zu punkten.

Nimmst du aus den gewonnenen Erfahrungen der ersten Spielzeit bestimmte Dinge mit, die deine Vorbereitung auf die zweite Spielzeit beeinflussen?
Im vergangenen Jahr wussten viele von uns nicht so genau, was sie in der Bundesliga erwartet. Dazu kam noch die Corona-Situation, die unseren Vorbereitungsplan ein wenig beeinflusst hat; so musste zum Beispiel ein Testspiel komplett gestrichen werden. Das dürfte in diesem Jahr anders werden. Es wird wieder darauf ankommen, den Kader so schnell wie möglich vollständig zu haben und die Neuzugänge zu integrieren.

Welche waren deine persönlichen Highlights der zurückliegenden Saison?
Mein persönliches Highlight war natürlich der Auswärtssieg in Dortmund, an dem ich endlich teilhaben konnte. Beim Sieg über die Bayern war ich krankheitsbedingt raus, aber auch das Pokalspiel gegen Augsburg, wo „Bruno“ Esser uns erst im Spiel gehalten hat und ich dann zum Elfmeterschießen eingewechselt wurde, nimmt einen besonderen Platz ein. Genauso wie die Partie in Hoffenheim, in der ich zwei Vorlagen zu unseren Toren liefern konnte. Im Prinzip war jedes Heimspiel vor Publikum ein außergewöhnliches, denn wir hatten eine fantastische Stimmung.

Woran würdest du am liebsten gar nicht mehr denken oder daran erinnert werden?
Die Klatsche in München hätte es nicht gebraucht und auch den Spielabbruch gegen Mönchengladbach. Dass ich nun in jeder der ersten drei deutschen Ligen einen Elfmeter verschossen habe, gehört eher zu den Fun Facts. Dafür habe ich ja auch in jeder der ersten drei Ligen einen Elfmeter gehalten.

Du hast dich schnell dazu entschieden weiterhin ein Bochumer Junge zu bleiben. Was waren für dich die wichtigsten Beweggründe dafür?
Die Bundesliga war immer ein Traum von mir. Inzwischen bin ich Bundesliga-Torwart und weiß, dass ich dort mit meinen Leistungen bestehen kann. Der Wunsch, weiterhin Bestandteil des VfL und der Bundesliga zu sein, ist sehr ausgeprägt. Insofern werde ich weiterhin Alles daran setzen, den Erwartungen, die an mich gerichtet sind, gerecht zu werden. Wir haben noch Einiges vor.

Einige Spieler, die mit dir den Aufstieg und anschließend den Klassenerhalt souverän geschafft haben, sind nicht mehr länger an deiner Seite. Siehst du Trennungen im Fußball eher professionell als Teil des Geschäftes oder ist da auch ein Bedauern darüber bei dir zu spüren, lieb gewonnene Freunde nicht mehr an deiner Seite zu haben?
Es gehört zum Geschäft und ab und zu sieht man sich ja auch wieder. Mit Simon Zoller habe ich zum Beispiel schon in Osnabrück zusammengespielt und auch Danny Blum habe ich hier, nach einer gemeinsamen Zeit in Sandhausen, in Bochum wiedergetroffen. Natürlich ist es schade, wenn ein Zimmerkollege wie Miloš Pantovic den Verein verlässt, aber, wie gesagt: So ist das Business.

Spieler kehren auch zurück, Kevin Stöger und Jordi Osei-Tutu zum Beispiel, die schon mal Bochumer Jungen gewesen sind. Wie schätzt du als deren Mitspieler die zukünftige Bedeutung der beiden, aber auch z.B. von Philipp Hofmann, der vom KSC zum VfL gekommen ist, für das Unternehmen Klassenerhalt, ein?
Es sind alles gute Jungs, die wir schnell integrieren können und werden. Kevin Stöger kennt die Bundesliga bereits; das ist für ihn und uns ein Vorteil. Jordi und Hoffi haben noch keine Bundesliga-Erfahrung, aber ich traue ihnen zu, dass sie den Sprung packen.

Hast du im Hinblick auf deine hervorragenden Leistungen als Torhüter in der vergangenen Saison mal damit gerechnet, dass ein Herr Hansi Flick bei dir vorstellig wird?
Diese Frage wurde unserem Trainer ja auch tatsächlich schon nach dem Hoffenheim-Spiel gestellt, aber ganz ehrlich… über so etwas mache ich mir keinen Kopf. Das ist eher so ein Medien-Thema. Allerdings freut es mich schon, dass meine Leistungen in der vergangenen Saison in der Öffentlichkeit und den Bewertungen positiv registriert wurden.

Du bist im oberbayerischen Mühldorf am Inn geboren, danach aber viel weniger in der Fußball-Welt herumgekommen, als so manch anderer Fußballer. Seit 2015 bist du im Ruhrgebiet zuhause. Wieviel Ruhri steckt heute in dem gebürtigen Oberbayer?
Streng genommen ist mein Zuhause ja in Mönchengladbach, wo ich mit meiner Familie wohne. Meine Frau stammt daher, hatte aber durch ihre Familie die berufliche Verbindung nach Bochum bzw. hat diese noch immer. Ihr Vater ist Inhaber der Medi Therme am Ruhr Park in Bochum und sie arbeitet dort als Geschäftsführerin. Mit der Mentalität im Ruhrpott kann ich mich gut identifizieren.

Zwei Blicke in die Zukunft. Der erste: Wird es dich am Ende deiner Karriere wieder an den Inn zurückziehen oder bist du dem hektischen Charme des Ruhrgebietes auf ewig verfallen?
Es läuft, Stand jetzt, alles auf den Niederrhein hinaus. Der ist aber von Bochum nicht so wahnsinnig weit entfernt.

Der zweite Blick: Natürlich wollen wir von dir wissen, auf welche Partien du dich in der kommenden Saison, besonders freust und welchen Tabellenplatz du in der kommenden Saison mit dem VfL erreichen möchtest.
Wir wollen wieder mindestens drei Teams hinter uns lassen. Ansonsten freue ich mich zunächst auf alle Bundesligaspiele, denn die Bundesliga ist einfach nur geil! Besonders freue ich mich auf unsere Heimspiele. Schon gegen Mainz wird die Hütte wieder voll sein. Natürlich bin ich gespannt, ob sich die Derbys gegen Schalke genauso anfühlen werden, wie die gegen Dortmund. Ich vermute mal: ja. Dazu möchten wir im DFB-Pokal wieder eine gute Rolle spielen. Das erste und das letzte Spiel der Saison in Berlin zu bestreiten wäre eine runde Sache, aber dazu müssen wir erst einmal den Auftakt bei Viktoria Berlin erfolgreich gestalten.

Herzlichen Dank für das Gespräch. Wir wünschen dir eine sehr gute Saison und vor allen Dingen auch Verletzungsfreiheit vom Anfang bis zum Ende der Spielzeit!

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