bochum macht spaß
Foto: Sarah Heilbrunner

THOMAS MATISZIK LINKE HÄNDE BRINGEN SPAß

Text: Maik Schöneborn
Fotos: Sarah Heilbrunner

Foto: Verlag

Der Recklinghäuser Thomas Matiszik hat viele Talente. Als Musiker ist er gerade aktuell mit seinem Tribut „All about Joel“ unterwegs, als Booker für das Zelt- Festival liegt viel Arbeit hinter ihm und als Autor ist er vor allem Thriller-Fans ein Begriff. Jetzt kommt etwas, das wir von Thomas so gar nicht erwartet haben.

Herr Matiszik, Sie sind auf dem Weg, sich als Krimi- Autor einen guten Namen zu machen. Aber nach drei sehr spannenden Thrillern kommt nun etwas, dass wir so gar nicht von Ihnen erwartet hätten. Sie haben ein Handbuch für den ungeschickten Mann geschrieben. Der Karikatur auf dem Cover ist sofort anzusehen, dass Sie auch selbst gemeint sind. Wie kam es denn zu dieser erfrischenden Idee?
Es ist ja alles noch viel schlimmer! Mittlerweile sind bereits vier Thriller auf dem Markt, der fünfte folgt Ende Oktober. Allerdings kann man, so denke ich zumindest, auch meinen Thrillern eine gewisse Prise rabenschwarzen Humors nicht gänzlich absprechen. So wie ich bei Thrillern Tarantino verehre – der ebenfalls viel mit Humor arbeitet – so kann ich besonders laut und herzhaft über Monty Python lachen. Die haben einfach vor nichts und niemandem Halt gemacht, waren ihrer Zeit weit voraus und politisch immer hochgradig unkorrekt. Herrlich! Aber um auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Meine jüngste Tochter ist schuld an „Finger weg“! Wie aus heiterem Himmel fragte sie mich eines schönen Abends, als wir mit der Familie zusammensaßen und ich nichts Böses ahnte, ob ich nicht mal ein Buch über meine zwei linken Hände schreiben möchte?! Ich überlegte kurz, sie entweder körperlich zu maßregeln oder gleich zu enterben, stellte dann aber fest, dass es bei mir eh nichts zu holen gibt und dass sie außerdem so falsch nicht lag. Und so war die Idee geboren. Noch am selben Abend ließen wir die Erinnerungen schweifen und hatten im Nu ein gutes Dutzend Anekdoten zusammen, die ich dann recht zügig zu Papier brachte.

Im Endeffekt geht es also weiter um Angst, wie in Ihren Thrillern. Nur diesmal um die Angst, einen Schrank ordentlich zusammenzuschrauben. Wie lange brauchen Sie denn so für das klassische Ikea-Schuhregal?
Ich habe die Stoppuhr nach zwei Tagen in die Tonne kloppen können. Aber im Ernst: Ich konnte es damals nicht, ich kann es auch heute noch nicht. Aufbauanleitungen sind für mich der reine Horror, ein Buch mit mindestens sieben Siegeln. Meine Hände wehren sich, sogar mit Händen und Füßen, gegen den durch mich in die Tat umgesetzten Missbrauch ihrer nicht vorhandenen Arbeitskraft.

Beruhen eigentlich alle Kapitel auf persönlichen Erlebnissen?
„Finger weg“ ist wirklich und in echt eine lupenreine Autobiographie. All das ist genau so passiert. Das Schlimme daran ist, dass, je länger ich darüber nachdenke, immer noch mehr hinzukommt. Ich fürchte, es wird irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft eine Fortsetzung von „Finger weg“ geben.

Nun, das Kapitel „Schöner Rauchen“ betrifft im Falle des Öffnens eines Feuerzeuges wie dem Zippo doch nicht linke Hände, sondern eher komplette Unfähigkeit. So etwas hat doch irgendwie jeder in den 70ern, 80ern und 90ern gelernt, oder?
Da muss ich einen Moment drüber nachdenken … Moment … hab´s gleich … Moment … Also, ich behaupte, auch so etwas kann man nicht lernen. Entweder kann man es oder – wie in meinem Fall – man kann es nicht. So ein Zippo zu öffnen, das bekomme ich hin, klar. Aber eben nur mit Hilfe beider Hände, und das sieht so arsch-uncool aus, dass ich es einfach lasse. Ist mit ein Grund, warum ich nie zu einem echten Raucher wurde … Aber das steht im Buch, glaube ich (lacht).

Ich sage mal Rauchen ist uncool, cool ist aber das Kapitel „Backe, Backe, Kochen“. Ich habe mir tatsächlich immer wieder die Frage gestellt, wie bekommt jemand den Frittengestank aus der Pommesbude wieder von Haut und Haaren, wenn er in dieser acht Stunden lang gearbeitet hat. Mit einfachem Waschen ist es nicht getan. Haben Sie vielleicht eine Idee?
So wie es das Konterbier nach einem veritablen Hangover gibt, so gibt es in Sachen Frittengestank nur das eine wirklich wahre Rezept, nämlich sich zu Hause in die Küche zu stellen und mit noch stinkigeren Materialien zu hantieren. Knoblauch in Verbindung mit Zwiebeln sind da sehr wirksam, überkochende Milch auf einer heißen Herdplatte hat durchaus auch eine nicht zu verkennende Aromanote. Und wenn die Küche besetzt ist oder ich auf dem Weg nach Hause an einem Pferdehof vorbeikomme, steige ich aus meinem Wagen und begebe mich stante pede in den Pferdestall, verharre dort fünf Minuten und weiß, dass ich nun nicht mehr nach Fritten stinke.

Es sind ja unendlich viele Kapitel in diesem unterhaltsamen Buch zu finden. Gibt es denn welche, die Ihnen besonders am Herzen liegen, und wenn ja, warum?
Das Bundeswehr-Kapitel „5 Schuss, Einzelfeuer: Feuer“ ist sicher eines, das mir am schnellsten aus den unegalen Fingerchen geflutscht ist. Jedes kleinste Detail hatte ich sofort vor Augen, und wenn es mal irgendwo hakte, fragte ich Elmar. Elmar? Genau, Elmar, seit der gemeinsamen Zeit beim Barras mein bester Kumpel und Erstleser aller meiner Bücher. Ich bin sicher nicht gerne zum Bund gegangen, aber ohne diese fünfzehn Monate hätte ich einen ganz wichtigen Menschen in meinem Leben vielleicht nie kennengelernt.

Im Endeffekt beschreiben Sie Ihre linken Hände in den Kapiteln ja wunderbar. Bei den Erfahrungswerten kann man ja nun nicht mehr von linken Händen sprechen. Darf ich davon ausgehen, dass Sie die Aufträge Ihrer Frau im Sinne des Handwerks nun mit links erledigen?
Meine Frau weiß, was sie an mir hat und wo sie mich ohne Bedenken und Angst vor körperlichen Schäden einsetzen kann. Dazu zählen allerdings nach wie vor keine heimwerklichen Dienste. Was Hans nicht lernt, lernt Hänschen nimmermehr … so heißt es doch, oder? Wir sind seit fast 35 Jahren zusammen, hatten also Zeit genug, herauszufinden, wer auf welchem Gebiet seine Stärken und seine Schwächen hat. Genau danach haben wir die Aufgabenbereiche zu Hause aufgeteilt. Ich koche, bügle, mähe den Rasen, alle feinmotorischen Dinge obliegen meiner Frau. Und das ist auch gut so ...

Als Thriller-Autor sind Sie mit vielen Lesungen unterwegs. Ist denn für „Finger weg!“ auch etwas geplant?
Klaro! Ich schreibe gerade das Programm für die Premiere, die am 1.10. in der Gemeindebibliothek in Holzwickede stattfindet. Es wird eine höchst amüsante Mischung aus Lesung und natürlich wieder Musik. Und vielleicht warte ich auch noch mit einer kleinen Überraschung auf ...

Eine solche Lesung schreit ja dann nach Live-Vorführung vor Publikum, oder?
Tatsächlich habe ich bei meiner Lesung in Duisburg zum ersten Mal einen kurzen Abschnitt aus „Finger weg“ vorgetragen. War gar nicht geplant, das Ganze war eigentlich eine Krimilesung und fand im Trauersaal eines Beerdigungsinstitutes statt. Nun hatte ich ein paar frisch gedruckte Exemplare von „Finger weg“ dabei und blätterte in der Pause ein wenig geistesabwesend darin, als plötzlich drei Frauen vor mir standen und wissen wollten, worum es sich denn bei diesem Buch handele. Langer Rede, gar kein Sinn: Ich kam nicht umhin und las das Kapitel „Ich gehe mit keiner Laterne und keine Laterne mit mir!“ Was soll ich sagen? Die anwesenden Gäste hatten ihre helle Freude, Trauerhalle hin oder her. „Finger weg“ ist für die Bühne wie gemalt!