JULIAN SCHMITZ | KEINE ANGST VOR GROSSEN FUSSSTAPFEN
Foto: Andreas Molatta

Interview: David Wienand

Fotos: Andreas Molatta

JULIAN SCHMITZ | KEINE ANGST VOR GROSSEN FUSSSTAPFEN

Seit Mitte Januar dieses Jahres ist Julian Schmitz als neuer Geschäftsführer der Bochum Marketing GmbH im Amt. 37 Jahre jung, in Bonn geboren und zuletzt als Hauptgeschäftsführer des Deutschen Jugendherbergswerks tätig tritt er die Nachfolge von Mario Schiefelbein an, der sich nach zehnjähriger Tätigkeit für Bochum aus dem Ruhrgebiet verabschiedet hat. Im Gespräch mit Bochum macht Spaß lässt der Rheinländer erkennen, dass er offen für neue Herausforderungen ist und dass er mit Leidenschaft und Herzblut an seine neue und sicherlich nicht ganz einfache Aufgabe für die Stadt Bochum und ihre Menschen heranzugehen gedenkt.

Herzlich willkommen in Bochum, lieber Herr Schmitz! Wie haben Sie Ihre ersten Tage in der neuen Stadt und mit der neuen Aufgabe erlebt?
Der Einstieg war hervorragend. Das liegt vor allem an dem herzlichen Empfang durch meine neuen Kolleginnen und Kollegen von Bochum Marketing. Ich bin auf ein ausgesprochen tolles Team gestoßen, das mir den Einstieg sehr leicht macht. Auch die ersten Kontaktaufnahmen zu Vertreterinnen und Vertretern aus der Stadtverwaltung, der Wirtschaft und der Politik haben bereits stattgefunden. Diese waren ebenfalls durchweg positiv, sodass ich mich für ein sehr warmes Willkommen bedanken kann. Insgesamt bin ich aber nach der kurzen Zeit noch dabei, mir einen Überblick zu verschaffen.

Sie treten in große Fußstapfen, denn Ihr Vorgänger Mario Schiefelbein hat eine Dekade lang als Geschäftsführer der Bochum Marketing GmbH erfolgreich viel Gutes in und für Bochum bewegt. Was hat Sie letztendlich dazu bewogen, seine Nachfolge in unserer Stadt anzutreten?
Das stimmt, ich trete in der Tat in große Fußstapfen. Dies sehe ich aber eher als Ansporn und Herausforderung. Die Stadt Bochum und ihre Imagebildung sowie die verschiedenen Aufgabenfelder der Bochum Marketing GmbH begeistern mich. Wir haben die Möglichkeit, eine Stadt mit viel Potenzial für Bürgerinnen und Bürger, aber auch für Gäste mitprägen und entwickeln zu dürfen. Darauf freue ich mich sehr.

Wie haben Sie vor Ihrer Entscheidung, nach Bochum zu kommen, als Rheinländer die Stadt im Ruhrgebiet wahrgenommen?
Ich habe Bochum zum ersten Mal bewusst und aktiv im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 wahrgenommen. Damals durfte ich Bochum als lebendige Stadt erleben. Zudem habe ich Bochum in Vorbereitung auf meine Gespräche mit dem Aufsichtsrat und der Gesellschafterversammlung der Bochum Marketing GmbH als eine Stadt im Wandel wahrgenommen, die genau dies als bewussten Auftrag zur Gestaltung empfindet. In einem solch motivierten Umfeld mitgestalten zu dürfen, begeistert mich.

Mit welchen Ideen, Vorstellungen und Konzepten konnten Sie den Aufsichtsrat der Bochum Marketing GmbH von sich als würdigen Nachfolger Herrn Schiefelbeins überzeugen?
Diese Frage muss man eher an den Aufsichtsrat und die entscheidenden Personen richten. In meiner Wahrnehmung waren die Gespräche stark davon geprägt, wie Bochum sich als attraktiver Lebens-, Arbeits- und Studienort positioniert. Alle Personen waren sich einig, dass sich Bochum diesbezüglich auf einem sehr guten Weg befindet, den wir gemeinsam fortschreiben wollen.

Wo und wie wollen Sie neue Akzente setzen, und welche Wege Ihres Vorgängers wollen Sie weiter beschreiten?
Um diese Frage adäquat beantworten zu können, ist meine Zeit als Geschäftsführer der Bochum Marketing GmbH noch zu kurz. Wie bereits erwähnt, befinde ich mich noch in der Phase, mir einen Gesamtüberblick zu verschaffen. Wenn mir dies gelungen ist, werde ich auch sagen können, welche Handlungsschwerpunkte wir setzen können.

Werden wir einmal konkreter: Die Innenstädte, und da ist Bochum keine Ausnahme, beklagen den Verlust von Attraktivität durch hohe Parkgebühren, Einkaufszentren an der Peripherie und Leerstände. Hinzu kommt ein Kaufkraftverlust der Menschen durch Pandemie, Krieg, Inflation. Wo wollen Sie da als erstes ansetzen, um Bochum wieder eine attraktive Innenstadt zu bescheren?
Selbstverständlich gehört es auch zu unseren Aufgaben, die Innenstädte durch Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt oder Aktionen wie Dino City zu beleben. Aber zum einen habe ich die Innenstadt bisher als vital und abwechslungsreich wahrgenommen, zum anderen sehe ich dieses Thema als Teamwork zwischen Stadtverwaltung, Bochum Wirtschaftsentwicklung, der Initiative Bochumer City, den ansässigen Einzelhändlern, Gastronomen und Unternehmen in der Innenstadt und natürlich auch uns. Es gibt leider auch nicht die eine Maßnahme, die Innenstädte zu altem Glanz verhilft. Mit Blick auf Veränderungen von Gesellschaft, Mobilität und Konsumverhalten sind verschiedene Strategien gefragt, die zu einer positiven Entwicklung führen können.

In der Politik haben neue Mandatsträger symbolische 100 Tage Zeit, um anzukommen. Was wollen Sie spätestens dann für Bochum erreicht haben?
Die 100 Tage sind in der Tat eine sehr politische Zeitspanne. Für mich ist es wichtig, in dieser Zeit alle Kolleginnen und Kollegen bei Bochum Marketing und möglichst alle wichtigen Akteurinnen und Akteure innerhalb der Stadt kennengelernt und nach ihren Meinungen zu den unterschiedlichsten Themen gefragt zu haben. Dabei ist mir auch wichtig, einen Überblick über alle Tätigkeitsfelder des gesamten Stadtkonzerns zu bekommen. Aufgrund der Vielschichtigkeit von Bochum werden die ersten 100 Tage damit gut ausgefüllt sein.

Wo wird man Sie – außer an Ihrem Arbeitsplatz – am häufigsten treffen, wenn Sie in Bochum unterwegs sind: beim Innenstadt-Rundgang, im Ruhr Park, im Schauspielhaus oder einem anderen Theater, im Kunstmuseum, im Musikforum, in der Zeche oder der Matrix, im Bermuda 3Eck, am Kemnader oder Ümminger See, auf den Fahrrad- Trassen, im Ruhrstadion?
Überall! Ich kann zwar bisher noch keinen Lieblingsort benennen, aber jeder genannte Ort hat seinen Charme und entspricht auch meinem breiten Interessensspektrum.

Der Rheinländer trinkt eine wässrige Ab-Art von Bier… Haben Sie schon von Bochums köstlichem Fiege gekostet?
Stimmt, der Rheinländer trinkt gerne Kölsch, ist aber auch traditionell offen für Neues. Dementsprechend habe ich selbstverständlich auch schon Fiege getrunken und finde es ausgesprochen lecker.

Der VfL Bochum 1848 muss in der Rückrunde der Saison 2022/2023 einen harten Abstiegskampf führen. Was prophezeien Sie: Wird der VfL auch in der Saison 2023/2024 weiterhin erstklassig spielen?
Das wünsche ich mir sehr! Innerhalb meiner ersten Wochen in Bochum habe ich schon gemerkt, welch wichtige Rolle der VfL in der Stadt spielt und mit welcher Leidenschaft und Herzblut die Fans hinter dem Verein stehen. Wenn es danach geht, ist der VfL sowieso erstklassig! Aber auch die Auftritte in den letzten Wochen haben gezeigt, dass Thomas Letsch und sein Team auf einem sehr guten Weg sind. Für die Stadt ist es von enormer Bedeutung, einen Fußball-Bundesligisten zu haben.

Herr Schmitz, Bochum macht Spaß bedankt sich für das Gespräch wünscht Ihnen für Ihre neue Aufgabe ein gutes Gelingen und ein herzliches Glückauf!

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