THOMAS GERRES | BOCHUMER JUNGE
Foto: Thomas Gerres

Interview: Maik Schönborn

Fotos: Thomas Gerres

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THOMAS GERRES | BOCHUMER JUNGE

Als das Lokalradio unter dem Namen „Ruhrwelle Bochum“ laufen „lernte“, gehörte Thomas Gerres gemeinsam mit dem späteren Formel-1-Reporter von RTL Heiko Waßer zur ersten Mannschaft. Damals moderierte er noch unter seinem tatsächlichen Namen Thomas Gottschalk, was nachhaltig für Verwirrung sorgte. Heute ist der Bochumer Junge erfolgreicher Moderator und Medien-Coach. Wir sprachen mit Thomas über seine Karriere und neue Aufgaben.

Thomas, in Bochum gehörst du zu den Radiosprechern der ersten Welle, denn schließlich hieß der Sender zu Beginn „Ruhrwelle Bochum“. Kannst du dich noch daran erinnern, wie es zu deinem Engagement kam?
Ich moderierte zu dem Zeitpunkt bereits Radio- und Fernsehsendungen beim WDR. 1990 gingen dann immer mehr Lokalsender an den Sendestart. Ich traf in Bochum auf der Kortumstraße den Reporterkollegen Thomas Möhrs, der mir von der ersten Redaktionssitzung erzählte und gleichzeitig meinte: „Die suchen noch gute Stimmen. Komm doch morgen mit, und wir sprechen mit der Chefredakteurin Elvira Schröter.“ So stolperte ich per Zufallsbegegnung in die Ruhrwelle-Redaktion. Mein Geburtsname Thomas Gottschalk stieß auch da auf kollegiales Gelächter, dennoch sprachen wir untereinander professionell über den Aufbau des Senders und verschiedene Sendeformate. Ich bekam zunächst die Kindersendung „Wundertüte“ aufgedrückt. Es entfachte sich mit dieser Sendung eine sonntägliche Leidenschaft für mich und die jungen Familien in Bochum. Es wurden 13 Jahre – Sonntag für Sonntag. Zeitgleich moderierte ich andere Formate, morgens, mittags, abends ...

Du warst bereits 1984 beim WDR aktiv. Da kommt man ja nicht so einfach rein. Wie kam es zu dem Job und warum hast du den WDR dann verlassen, um zur Ruhrwelle zu gehen?
Eigentlich läuft so etwas doch umgekehrt. Ich erblickte mit einem großen Namen in Bochum 1962 das Licht der Welt, ohne dass meine Eltern wissen konnten, dass es einmal zwei Thomas Gottschalks in der Medienbranche geben wird. Darüber könnte ich heute mindestens zwei Bücher mit kuriosen Storys schreiben. Eine davon ist, dass ich mich 1984 auf einen Aufruf der WAZ und des WDR meldete. Die suchten gemeinsam Nachwuchstalente in der Showbranche. Ich bewarb mich mit den Zeilen: „Ich heiße Thomas Gottschalk, bin Bochumer und Freunde behaupten, ich habe eine gute Stimme. Deshalb möchte ich Moderator werden.“ Und es hat geklappt: Showaufzeichnung in der Grugahalle in Essen und zwei Wochen später kam der Anruf des WDR. Ich wurde zur Probesendung ins Landesstudio nach Dortmund eingeladen und bekam vierzehn Tage später eine wöchentliche Radio-Musiksendung. Ein Jahr später folge der Einstieg beim WDR-Fernsehen. Aber bei den NRW-Lokalradios herrschte eine weitaus lockerere und experimentierfreudigere Stimmung in den Redaktionen und auch „ON AIR“. Das überzeugte mich, denn ich hatte als Moderator die Chance auf 700 % mehr live „On Air Zeit“.

Du bist ja ein waschechter Bochumer Junge und damals unter deinem echten Namen Thomas Gottschalk gestartet. Hattest du damals tatsächlich Kontakt mit der TVLegende und folgte aufgrund der Namensgleichheit die Namensänderung?
Gottschalk und Gottschalk trafen sich 1994 zum ersten Mal bei einer RTL „Late Night Show“, die der Lockenkopf- Gottschalk damals moderierte. Ich wurde eingeladen, denn der ältere Gottschalk wusste von unserer Namensgleichheit und wollte mich kennenlernen. Ich selbst fand es allerdings auch cool. So verbrachte ich als Bochumer mit dem 12 Jahre älteren Bamberger einen netten Abend. Wir trafen uns später immer wieder mal bei Medienveranstaltungen. Als ich 1995 aus München das Angebot bekam, für die PRO7-Gruppe Reisesendungen zu moderieren, wechselte ich meinen Wohnort Montag bis Freitag von Bochum nach München/Unterföhring. Der damalige Programmchef Georg Kofler (heute Juror in der Sendung „Höhle der Löwen“) sagte mir: „Herr Gottschalk, sie werden bald bundesweite TV-Präsenz haben, da müssen Sie unter einem anderen Namen auftreten.“ Eine bittere Pille für meine Eltern, aber ich legte mir den Künstlernamen Gerres zu. Thomas Gerres klang gut, ein Name, der vom Düsseldorfer Straßenschild „D-Gerresheim“ inspiriert war. Ich ging zum Bochumer Einwohnermeldeamt und ließ den Namen im Personalausweis eintragen. Ein paar Jahre später folgte komplett die rechtlich sichere Namensänderung.

Du hast ja wahnsinnig viel moderiert. Vor allem im Sportund Lifestyle-, aber auch im Kochbereich. Bei tv-gusto hast du „Kochstars … die Herausforderer“ und „So schmeckt die Welt … on Tour“ moderiert. Was liegt dir eigentlich mehr? Sport oder Lifestyle? Oder hängt beides doch irgendwie zusammen?
Ich habe tatsächlich viele Sportsendungen und Shows moderiert. Für mich gehören Sport, Reisen und Kulinarisches zusammen. Das meine ich nicht nur ernährungstechnisch, sondern insbesondere menschlich und kommunikativ. Lifestyle ist immer eine Mischung aus diesen Elementen, und zum Glück müssen da nicht politische oder wirtschaftliche Aspekte eine Formatrolle spielen. Bei den Kochsendungen habe ich sehr viel über „Spontanes Kochen“ gelernt. Deshalb koche ich leidenschaftlich ohne Rezept und ohne Kochbuch. Reiseverrückt war ich schon in meiner Jugend. All mein Taschengeld hatte ich für Kurztrips gespart, dann gerne in andere Währungen getauscht und verbraten. Sportlich wurde ich erst ab meinem zwölften Lebensjahr. Fußball und Tennis in Bochum-Harpen; mit 40 Jahren begann ich dann mit meiner neuen Leidenschaft Golf. Dass ich einmal TV-Golfexperte bei großen internationalen Golfturnieren wie dem RYDER CUP werden würde, hätte ich mir nie träumen lassen. Die Antwort ist somit klar: Sport und Lifestyle sind eng miteinander verknüpft!

Du hast mehr als 750 TV-Sendungen moderiert. Auch hast du mehrfach die wunderbare Oldtimer-Rallye „Mille Miglia“ begleitet. Gibt es überhaupt noch Momente, die besonders schön waren, oder ist bisher alles ein einziger Traum, weil es dir einfach wahnsinnig viel Spaß macht?
Träume sind in meinem beruflichen Leben sehr oft Realität geworden. Es gehört für mich jedoch auch immer Mut dazu, Begegnungen mit interessanten Menschen und Prominenten in journalistische Glaubwürdigkeit umzusetzen. Egal, ob es Kevin Costner, Franz Beckenbauer oder Olivia Newton John u. v. a. waren. Ich hatte und habe immer Respekt vor der Person, aber nie übertriebene Hochachtung, die mich mit Mikrofon im Boden hätte versinken lassen. Die berühmteste Oldtimer-Rallye der Welt „Mille Miglia“ in Italien habe ich mehrfach für ntv begleitet; ein wirklich irres Erlebnis über 1000 Meilen quer durch Italien. Über die schönsten und teuersten Oldtimer der Welt und deren prominent besetzte Fahrerteams zu berichten, lässt meinen Moderatoren-Motor nicht kalt. Eiskalt dagegen und die emotionalste Moderation meines Lebens habe ich nördlich des Polarkreises zwischen Eisschollen in der Beringsee gemacht. Im Überlebensanzug, nachts im eiskalten Wasser angeleint, die Kameramänner auf dem Eisbrecher und über mir das Polarlicht. Ob das Spaß macht? Es prickelt noch heute in mir!

Du bietest auf deiner schicken Webseite auch „Medien- Coaching“ an. Dies betrifft Manager, Führungskräfte usw. Was machst du besser als andere? Oder, anders gefragt, was ziehe ich persönlich an Mehrwert daraus, abgesehen natürlich von deiner enormen Erfahrung? Und du kennst ja den Spruch: „Ein guter Fußballer ist nicht automatisch ein guter Trainer.“
Ein gelungener Auftritt kann ein wichtiger Schritt auf der Karriereleiter sein, und bietet vielfältige Möglichkeiten, sich oder seine Organisation/Unternehmen positiv darzustellen. Er birgt bei Nichtbeachtung einiger Regeln aber auch Risiken. „Souverän vor Mikrofon und Kamera“ lautet daher das Motto meiner Coachings. Mit mir erfahren Teilnehmer:innen keine trockene Theorie; stattdessen volles Programm und praktische Übungen, die einem das Selbstbild klarer machen. Sprache und Körpersprache in Einklang bringen, ganz individuell. Egal aus welchem Berufsfeld die Teilnehmer:innen kommen, jeder ist das Produkt seiner eigenen persönlichen Ausstrahlung. Eines steht fest: Stimme und Körpersprache kommen beim Empfänger prozentual mehr an als der Inhalt. Genau diesen Mehrwert zeige und trainiere ich mit Coaching- Teilnehmer:innen.