bochum macht spaß
Foto: Wunderbar Marketing

UHRENWERKSTATT BOCHUM | DIE UHR(ZEIT) IMMER IM BLICK

Text: Oliver Bartkowski
Fotos: Wunderbar Marketing

UHRENWERKSTATT BOCHUM | DIE UHR(ZEIT) IMMER IM BLICK

Uhrmacher gibt es nicht mehr so viele, und der Beruf ist fast vom Aussterben bedroht. Doch der Uhrmacher oder die Uhrmacherin ist auch heute noch sehr wichtig, denn die klassische Armbanduhr hat auch bei jungen Menschen nichts von ihrer Faszination verloren. Wir sprachen mit Mathias Wessel, der die schon fast legendäre Uhrenwerkstatt von Ulrich Schlüter übernommen hat, welcher Ende vergangenen Jahres leider viel zu früh verstorben ist. Mathias Wessel hat seine Ausbildung bei Ulrich Schlüter selbst absolviert, und er will nun die große Tradition fortführen.

Herr Wessel, ihr Vorgänger Ulrich Schlüter war eine echte Größe in Bochum und Umgebung, und nun haben Sie seine Uhrenwerkstatt übernommen. Wie kam es dazu?
Das ist einfach beantwortet: Es war immer der Plan Herrn Schlüters, dass ich sein Geschäft irgendwann übernehmen sollte, auch wenn er ein wenig darum kämpfen musste, dass ich mich diesen Schritt auch zu gehen traute. Es ist immerhin eine ziemliche Verantwortung und vor allem auch nicht leicht, in solche Fußstapfen zu treten. Als er dann verkündete, er würde in den Ruhestand gehen wollen, habe ich mich dann aber doch sehr spontan entschieden, die Uhrenwerkstatt zu übernehmen.

Sie haben interessanterweise bei Herrn Schlüter Ihre Ausbildung zum Uhrmacher absolviert. Das ist ja dann quasi ein nahtloser Übergang gewesen, oder?
Richtig. Wobei man sagen muss, dass meine erste Ausbildungsstätte in Schwerte lag. Mein dortiger Meister ist Uhrmacher gibt es nicht mehr so viele, und der Beruf ist fast vom Aussterben bedroht. Doch der Uhrmacher oder die Uhrmacherin ist auch heute noch sehr wichtig, denn die klassische Armbanduhr hat auch bei jungen Menschen nichts von ihrer Faszination verloren. Wir sprachen mit Mathias Wessel, der die schon fast legendäre Uhrenwerkstatt von Ulrich Schlüter übernommen hat, welcher Ende vergangenen Jahres leider viel zu früh verstorben ist. Mathias Wessel hat seine Ausbildung bei Ulrich Schlüter selbst absolviert, und er will nun die große Tradition fortführen. aber leider sehr plötzlich in meinem ersten Jahr verstorben, und Herr Schlüter war netterweise bereit dazu, mich damals weiter auszubilden. Nach meiner bestandenen Gesellenprüfung bot er mir an, zu bleiben, und das habe ich auch gerne getan, hatte auch nie das Bedürfnis, woanders hinzuwollen.

Der Beruf des Uhrmachers ist ja nun kein Beruf, der heute noch oft gewählt wird. Gehören Sie zu einer aussterbenden Spezies und sind gerade deshalb so gefragt?
Ja, das kann man so sagen. Obwohl das Interesse an einer Ausbildung in diesem Beruf gar nicht mal so klein ist. Es gibt aber nur noch sehr wenige kleine Betriebe, die noch ausbilden können und dürfen. Ich selbst kann zwar zum Beispiel ohne Meistertitel einen Laden führen, ausbilden jedoch nicht. Dazu kommt dann, dass viele der meisten neuen Gesellen natürlich zu den großen Firmen gehen, weil die Bezahlung da deutlich besser ist. Aber deshalb gibt es eben auch immer weniger Werkstätten wie meine.

Immer wieder sehe ich aber auch hochwertige Armbanduhren, die keine digitale Watch sind an den Armen junger Leute. Klassische Uhren scheinen sich doch noch immer gut zu verkaufen, oder?
Die klassische Uhr ist gut zu vergleichen mit einem Buch. Auch da gibt es E-Reader und viele lesen auf ihren Smartphones, aber es ist etwas anderes, ein echtes Buch in der Hand zu haben. So ähnlich ist es eben auch mit den Uhren. So schön eine digitale Uhr oder eine Smartwatch auch ist, eine ganz normale Uhr, ob jetzt Quarz oder mechanisch, muss nicht an die Ladestation, ist zeitlos und man hat nicht die ganze Zeit einen Computer am Arm, über den man Tag und Nacht erreichbar ist. Außerdem bleibt da ein geschlechtsübergreifendes Interesse und die Faszination gerade an der feinen Mechanik von Handaufzugs- und Automatikwerken, sodass ich nicht davon ausgehe, dass die digitalen Uhren die analogen irgendwann vom Markt vertreiben.

Worauf muss ich beim Kauf einer analogen Uhr besonders achten und vor allem, was muss ich anlegen, um wirkliche Qualität zu erhalten?
Das kommt ganz darauf an, was Sie mit der Uhr am Arm zu tun gedenken. Arbeiten Sie zum Beispiel viel auf Baustellen, treiben viel Sport, bei dem Erschütterungen stattfinden oder punktuelle Kräfte aufkommen (sprich Mountainbiking, aber auch Tennis und Golf), wollen dabei aber Ihre Uhr nicht abnehmen, dann empfehle ich kein mechanisches Modell, sondern ein batteriebetriebenes, weil sich jede Erschütterung auf die Uhr auswirkt und diese darunter leiden kann. Außerdem sollte man sich gerade beim Kauf von Uhren namhafter Hersteller immer darüber informieren, mit welchen Kosten man zum Beispiel bei einer Reparatur rechnen muss. Ich habe oft Kunden, die sich mal eine teure Uhr von beispielsweise Omega/ Breitling/Chopard gönnen wollten, aber hinten rüber fallen, wenn sie dann hören, was sie bei einer Reparatur zahlen müssten. Dazu kommt noch, dass diese Uhren dann oft eingeschickt werden müssen, weil die Hersteller keine Ersatzteile an nicht von ihnen zertifizierte Werkstätten liefern. Man sollte also auch immer drauf achten, wer einem bei Problemen weiterhelfen kann und wer nicht. Wenn man Qualität möchte, dann sollte man allerdings auch nicht am falschen Ende sparen. Mechanische Uhren unter 400 bis 500 €, sind erfahrungsgemäß nicht so langlebig oder einfach nicht hochwertig verarbeitet.

Gibt es Regeln, wie ich eine Uhr zu behandeln habe, damit es zu möglichst wenig Verschleiß kommt, insbesondere bei Automatikuhren?
Keine Regel aber ein gut gemeinter Hinweis: Finger weg vom Uhrenbeweger. Das ist zwar eine hübsche, technische Spielerei, aber ich zitiere da gerne Herrn Schlüter: Eine Uhr auf dem Uhrenbeweger ist wie ein Auto mit laufendem Motor in der Garage. Solange die Uhr keinen sogenannten ewigen Kalender besitzt, ist es für sie eher schädlich, wenn sie ständig läuft. Es schadet dem automatischen Werk nicht, wenn man sie in den Schrank legt und nur sonntags trägt. Außerdem ist anzuraten, die Uhr auch nachts abzulegen, denn immerhin kann man seine Bewegungen nicht kontrollieren und da schlägt man vielleicht mal mit dem Gehäuse irgendwo gegen. Ist alles schon passiert. Wie schon einmal erwähnt, ist auch nicht jeder Sport gut für eine Automatik oder generell für eine mechanische Uhr. Umsicht ist da mindestens genauso wichtig wie die richtige Pflege. Solche Uhren müssen alle paar Jahre gewartet werden, die Hersteller geben meistens einen Zeitraum von 5 bis 6 Jahren bei täglichem Gebrauch an, und das sollte möglichst auch eingehalten werden.

Wie oft sollte ich eine Automatikuhr überholen lassen?
Wie schon gesagt, die Hersteller geben einen Zeitraum von 5 bis 6 Jahren an. Aber es kommt auch darauf an, wie man seine Uhr nutzt. Trägt man sie Tag und Nacht, wird das Werk anders beansprucht als eines, das nur jeden Sonntag oder zu bestimmten Events am Arm läuft. Es kann also sein, dass man auch schon nach drei Jahren eine Revision durchführen muss. Genauso ist es aber auch möglich, dass eine Uhr, die mehr im Schrank liegt als getragen wird, nach sechs Jahren noch nicht überholt werden muss. Im Regelfall gilt: Sobald die Uhr größere Gangabweichungen aufweist, sollte ein Uhrmacher zumindest mal draufgucken.

Sie kümmern sich aber auch noch um alte Schwarzwalduhren, oder gibt es niemanden mehr, der so etwas in den Laden bringt?
Tatsächlich sind solche Großuhren, sprich Stand-, Wand, Tisch- und Stiluhren, mein eigentliches Spezialgebiet. Ich repariere diese Uhren seit meiner Ausbildung und jeder, der seit 2009 seine Großuhr in die Uhrenwerkstatt gebracht hat, kann sicher sein, dass ich die repariert habe. Also ja, es gibt noch genug Leute, die auch solche Uhren zu mir bringen; ob im Andenken an die Großeltern oder einfach, weil man Gefallen daran gefunden hat. Auch wenn bei den ganz alten Teilen meistens der ideelle Wert entscheidet, ob eine Reparatur dann auch durchgeführt werden sollte oder nicht.

Was ist ihr ganz besonderer Service für den Kunden?
Das kann ich gar nicht so genau beantworten. Ich biete nanatürlich Batteriewechsel und Kürzungen oder Verlängerungen von Armbändern ohne lange Wartezeiten an, in der Regel kann ich meistens innerhalb von zehn Minuten helfen. Ich biete auch im Raum Bochum an, mir die Großuhren vor Ort bei den Kunden zu Hause anzusehen, gegebenenfalls abzuholen oder hinzubringen. Aber wie auch schon Herr Schlüter, lege ich vor allem sehr viel Wert darauf, jeden, der in den Laden kommt, mit Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Respekt zu behandeln. Und auch wenn ich mal sagen muss, dass ich etwas nicht reparieren kann, dann stehe ich auch gern trotzdem beratend zur Verfügung. Ich schreibe Hilfsbereitschaft groß und freue mich sehr, wenn meine Kunden meinen Laden zufrieden verlassen.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg.