bochum macht spaß
Foto: Andreas Molatta

MENTOR | DIE LESELERNHELFER

HEIDRUN ABEL IM INTERVIEW

Interview: Maik Schöneborn

Fotos: Andreas Molatta

Heidrun Abel leitet den Verein „MENTOR - Die Leselernhelfer Bochum e.V.“, welcher es sich zum Ziel gesetzt hat, Kindern und Erwachsenen mit einer Leser- oder Leselernschwäche zu helfen und bestmöglich unter die Arme zu greifen. Wir sprachen mit einer sehr engagierten Frau Abel, die uns einen hervorragenden Eindruck über Mentor und die damit verbundene Arbeit im nachfolgenden Interview vermittelte.

Frau Abel, seit wann gibt es Mentor - Die Leselernhelfer und wer hat den Verein gegründet?
Der Bochumer MENTOR-Verein wurde 2007 von Erika Walter, einer Lehrerin im Ruhestand, gegründet. Die MENTOR-Idee hat ihren Ursprung in Hannover. Dort gründete der Buchhändler Otto Stender 2005 den ersten MENTOR-Verein, nachdem er festgestellt hatte, dass viele Kinder und Jugendliche nicht nur
ungern lesen, sondern es gar nicht können. Herrn Stenders geniale Idee hat sich seither bundesweit verbreitet. Es gibt derzeit 79 Mentor-Vereine in
Deutschland. Neun sind es inzwischen im Ruhrgebiet.

An wen richtet sich der Verein oder besser gefragt, wer bekommt von ihnen in erster Linie Leselernhilfe?
Wir unterstützen alle Kinder und Jugendlichen, die Probleme mit dem Lesen haben und in ihren Familien nicht ausreichd Hilfe finden. Ausgewählt werden
unsere “Lesekinder” von den Schulen. Die Lehrer entscheiden, welches Kind von einer Mentorin oder einem Mentor begleitet werden soll. Das sind deutsche
Kinder, Kinder mit Migrationsgeschichte, aber auch viele Kinder und Jugendliche, die zu uns geflüchtet sind.

Wie oft wird denn in der Woche beispielsweise bei einem Kind mit massiven Schwächen geholfen?
Wir arbeiten immer nach unserem 1 zu 1 Prinzip, d.h. eine Mentorin/Mentor liest mit einem Kind oder Jugendlichen 1 x pro Woche 1 Stunde in der Schule des Kindes. Diese individuelle und langfristige Förderung ist der Schlüssel zu unserem Erfolg. Es entsteht rasch eine vertrauensvolle Bindung zwischen Leselernhelfer und dem Kind. Die Kinder kommen gerne zu ihren Lesestunden, obwohl ihnen das Lesen nicht leichtfällt.

Arbeiten Sie auch mit den Schulen zusammen?
Wir arbeiten eng mit den Schulen zusammen. Wie bereits gesagt, wählen die Schulen die Kinder aus, die gefördert werden sollen. Wir sind derzeit an
65 Bochumer Schulen und betreuen dort ca. 650 Schülerinnen und Schüler.

Werden bei Problemen mit Kindern die Eltern mit in das Boot geholt oder gestaltet sich das in manchen Fällen eher schwierig?
Wir freuen uns, wenn die Eltern an den Lesefortschritten ihrer Kinder interessiert sind und bereit dazu sind, etwas dazu beizutragen. Wir nehmen aber von uns aus keinen Kontakt mit ihnen auf. Ehe wir mit den Lesestunden beginnen, holen aber die Schulen das Einverständnis der Eltern ein. Meistens zeigen sie kein weiteres Interesse an den Lesestunden. Dafür gibt es sehr unterschiedliche Gründe.

Wie schätzen Sie die öffentliche Wahrnehmung für den Verein ein?
Die Arbeit unseres Vereins wird in den Schulen sehr geschätzt, die Nachfrage nach weiteren Leselernhelfern ist riesig. Wir erfahren aber auch große
Anerkennung in der Öffentlichkeit, inzwischen ist die Bedeutung von Lesekompetenz den meisten Menschen bewußt.

Wie sieht es mit unterstützenden, finanziellen Mitteln für den Verein aus? Wie finanzieren Sie sich?
Wir finanzieren uns ausschließlich aus fördernden Mitgliedschaften. Man kann uns mit einem jährlichen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 25,- EURO unterstützen
und auch aus Spendengeldern. Das geht nur durch ständige intensive Öffentlichkeitsarbeit und ist alljährlich eine große Herausforderung für uns.

Das klingt alles nach sehr viel Arbeit und es ist gut, dass es engagierte Menschen gibt, die sich einer solchen Sache mit Herzblut hingeben. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft viel Erfolg.
Bitte lassen Sie mich noch auf einen wichtigen Aspekt unserer Arbeit hinweisen. Die gemeinsamen Lesestunden bringen ganz viele Freude, den Kindern
und den Mentoren. Wir suchen dringend Verstärkung. Wenn Sie einem Kind wöchentlich eine Stunde Ihrer Zeit schenken möchten, dann melden Sie sich bitte
bei uns in unserem Büro in der Kortumstr. 37 oder telefonisch unter 890 13 13 9 während unserer Bürozeiten. Diese sind montags und mittwochs von 11.00 bis 13.00 Uhr, dienstags und donnerstags von 16.00 bis 18.00 Uhr oder unter info@bochum-mentor. de. Bitte schauen Sie auch auf unsere Homepage:
www.bochum-mentor.de