CONFISERIE RUTH | SCHOKOLADE MACHT GLÜCKLICH
Fotos: Firma Ruth

Interview: Sonja Lang

Fotos: Firma Ruth

CONFISERIE RUTH | SCHOKOLADE MACHT GLÜCKLICH

Wer an Schokolade denkt, der denkt an Lindt, an Stollwerk, an das Schokoladenmuseum in Köln, aber warum eigentlich nicht an Bochum? Einige wissen es, viele jedoch auch nicht, denn in Bochum-Wattenscheid gibt es mit der Firma Ruth ein Traditionsunternehmen im Bereich der Schokoladenproduktion. In Wattenscheid wird hochwertige Schokolade hergestellt und neben klassischen Produkten wie Tafeln oder Pralinen, wird die Schokolade auch zu kleinen Kunstwerken verarbeitet. Wir trafen Max Ruth zum Gespräch, um etwas mehr über die tägliche Arbeit mit dem uns alle glücklich machenden Stoff zu erfahren.

Herr Ruth, wenn von der Schokoladenfabrik gesprochen wird, ist meistens die in Köln gemeint. In Bochum-Wattenscheid haben wir aber auch eine. Wie lange gibt es die Confiserie Ruth schon?
Zunächst muss ich das tatsächlich inhaltlich korrigieren. Sie meinen sicher das Schokoladenmuseum in Köln. Wir würden uns auch nicht als Fabrik bezeichnen, sondern unser Konzept vereint hier in Bochum-Wattenscheid die Produktion, ein Café und die Erlebniswelt rund um die Schokolade. Noch heute ist nahezu alles in unserem Hause in Handarbeit gefertigt und unsere Gäste können uns tatsächlich bei unserer Produktion über die Schulter schauen, deshalb haben wir uns bei der Namensgebung auch für das Schokoladenwerk Bochum entschieden. Unsere neue Immobilie am Firmenstandort haben wir dann im Februar 2020 eröffnet. Bis dato waren wir nur Insidern bekannt und viele Kunden sind heute überrascht, dass es die Ruth GmbH & Co. KG schon seit 1968 gibt. Ich glaube, wir waren bis dato so etwas wie ein Hidden Champion (schmunzelt). Das soll sich nun aber mit unseren Eigenmarken und dem Schokoladenwerk Bochum ändern.

Was ist derzeit ihr Aufgabenbereich?
Als Mitglied der Geschäftsleitung und als Gesellschafter unseres Familienunternehmens habe ich noch das große Glück, aktiv mit der 2. Generation zusammenzuarbeiten. Mein Onkel und mein Vater betreuen die Segmente Formbau für Schokoladen-/ Marzipanformen und den Lebensmittelfarbenbereich. Das sind ebenfalls zwei sehr erfolgreiche Standbeine unseres Unternehmens. Ich selbst bin verantwortlich für die komplette Schokoladenproduktion, die Produktentwicklung, alle Ruth Eigenmarken und das Schokoladenwerk Bochum. Neben der Personalführung gehören auch das Marketing und der Vertrieb zu meinem Aufgabenbereich.

Wie muss man sich die Arbeit in einer Schokoladenfabrik vorstellen oder besser gefragt, wie viele Mitarbeiter haben Sie und wie viele Produkte werden von ihnen in Wattenscheid hergestellt?
Da Schokolade bekanntlich glücklich macht, darf ich sagen, dass es eine tolle und kreative Aufgabe ist, die ich ausüben darf. Wir haben rund 60 Mitarbeiter*innen am Standort und wir stellen neben den Auftragsarbeiten unserer Confiserie- Kunden rund 100 eigene Produkte unter dem Dach von vier Eigenmarken her. Darunter ist auch eine Weltneuheit, wie die Streichpraline oder die bekannte Kumpelschokolade.

Das klingt nach enorm viel Arbeit. Wer sind ihre Hauptabnehmer?
In erster Linie sind das Wiederverkäufer, darunter fallen einige Confiserien, Feinschmeckerläden, aber auch große Einzelhandelshäuser. Der Businesskunde macht einen Anteil von 90 % unseres Geschäftes aus. Wir selbst verkaufen in unserem Markenstore Schokoladenwerk Bochum im kleinen Rahmen an den Endkunden. Wir lieben das direkte Feedback der Menschen vor Ort. Unser Konzept hilft ebenfalls dabei, unsere Eigenmarken zu stärken und das hilft wiederum unseren Kunden im Handel. Daran mitzuwirken und die Aufbauarbeit zu leisten, macht den Mitarbeitern*innen und mir sehr viel Spaß.

Woran erkenne ich qualitativ hochwertige Schokolade? Bestimmt nicht nur an ihrem zarten Schmelz, oder?
Genau, nicht nur an ihrem zarten Schmelz. Tatsächlich sind die Zutaten entscheidend: Kakaogehalt, Kakaobutter und Zucker. Ein hoher Zuckergehalt spricht oft nicht für eine gute, sondern eher für eine Industrieschokolade. Da haben wir hier eine ganz andere Philosophie. Noch heute setzen wir auf unsere Hauskonzepte, die mein Großvater seinerzeit einführte. Das macht zumindest unsere Schokolade einzigartig und auch aus. Natürlich ist auch der Kakaogehalt und die Verwendung von hochwertigem Milchpulver mit entscheidend für die Qualität.

Was unterscheidet ihre Produkte von Massenwaren?
Als allererstes die Tatsache, dass wir keine Massenware herstellen. Alles ist limitiert. Bei einigen Schokoladen setzen wir auf ganze 3 Zutaten. Massenwaren benötigen definitiv mehr Zutaten, die unserer Meinung nach nicht in eine gute Schokolade gehören. Unsere Herkunftsschokoladen sind dafür ein gutes Beispiel. Wir verarbeiten Kakaobohnen, die nur sehr schwer und in geringen Mengen am Weltmarkt verfügbar sind. Hier bei uns in Bochum kann man sie in köstlicher Schokolade genießen.

Sie haben in Wattenscheid auch ein In-House-Cafe und man kann bei ihnen Führungen inklusive Schokoladentasting buchen. Ist dies auch in den aktuellen, nicht ganz einfachen Zeiten möglich?
Da haben Sie Recht, einfach ist das nicht. Natürlich haben wir hier vor Ort im Schokoladenwerk unser eigenes, strenges Hygienekonzept. Unsere Gäste und Mitarbeiter*innen sollen sich zu jederzeit sicher fühlen. Seit Kurzem bieten wir deshalb u. a. unsere Schokoladen- & Wein-Tastings in Kleingruppen an. In Kürze soll dann auch unsere „SCHOKOLADENWERKSTATT“ starten. Die Tastings sind nahezu ausgebucht. Interessierte sollten sich dennoch melden, um sich einen zukünftigen Platz zu sichern. Im Café bieten wie Gästen genügend Abstand und auch einen großen Außenbereich. Das ging in Zeiten von Corona bisher wirklich sehr gut.