bochum macht spaß
Foto: Oliver Bartkowski & ELPI

Rot... Gelb... ELPI

Als die Schallplattentüte noch das Stadtbild in der Bochumer City prägte.

Interview:

Oliver Bartkowski

Fotos:

Oliver Bartkowski & ELPI

Foto: Michael Grosler

Elpi Schallplatten war von 1978 bis 2007 eine Institution in der Bochumer Innenstadt. Die gelben Tüten mit dem roten Schriftzug prägten das Stadtbild in der City fast 30 Jahre mit. Der Laden war trotz seiner überschaubaren Größe unglaublich beliebt durch seinen Top-Service und die bestens informierten Mitarbeiter. Platten, die in Europa zum Teil mit einigen Monaten Verspätung erschienen, waren bei Elpi über den Importweg bereits erhältlich und sind heute zum Teil gesuchte Sammlerstücke. Wir sprachen mit dem damaligen Geschäftsführer Klaus Uschmann über die gute alte Zeit auf der Bochumer Huestraße.

Klaus, wann hattest Du die Idee, Dich mit einem Plattenladen selbständig zu machen und vor allem, was war damals der ausschlaggebende Grund?

Ich war ja nicht der Chef von Elpi, Inhaber war Richard Saueracker, der hatte 25 Geschäfte in ganz Deutschland, u.a. auch in Hamburg. Er fing an, Anfang der 70er Jahre Platten an der Uni in Bochum zu verkaufen. Ich selbst stieg 1978 in die Firma ein und arbeitete erst in der Zentrale in Witten, dann war ich in Herne und Essen Geschäftsführer und dann kam ich nach Bochum.

War die Huestraße schon immer der erste Standort von ELPI?

Nein, der erste Standort in Bochum war schräg gegenüber vom HBF. Wir saßen unter dem Hochhaus mit dem Stern, was heute ja als Ärzte-Haus bekannt ist. Später ging es dann auf die Huestraße, was sich für uns umso positiver entwickelte.

Ihr habt viel Rockmusik verkauft und wart auch bei Importen, besonders im Heavy-Metal Bereich, sehr stark. Ich erinnere mich an Zeiten, da wurden euch besonders heiße Scheiben förmlich aus den Händen gerissen und die Stadt war mit den gelb-roten ELPI-Plastiktüten regelrecht überflutet. Erinnerst Du Dich an besondere Momente Klaus?

Nicht nur Heavy-Metal, wir waren auch im normalen Rockbereich und bei Importen sehr gut sortiert, vor allem bei Sachen aus den USA und Japan. Wir hatten aber auch Jazz und Soul im Programm. Tolle Momente gab es natürlich viele, es war ja immer etwas bei uns los.

Alro, Power, Flasche oder Charly`s Schallplatten, Bochum hatte damals viele Plattenläden und allen ging es gut, richtig?

So war es. In den 70er und 80er Jahren lief es für alle gut, es gab Kassetten und Schallplatten und CDs brennen oder MP3-Downloads war noch kein Thema. Alle kauften Schallplatten und jeder hatte seine Spezialitäten und seinen entsprechenden Kundenkreis, der bestmöglichst bedient wurde.

Es fanden auch immer wieder Autogrammstunden mit Künstlern bei ELPI statt. Hast Du daran noch Erinnerungen?

Auf jeden Fall, wir hatten Bands wie Bodine, Vengeance oder sogar US-Superstars wie Slaughter zu Gast. Ich erinnere mich auch noch an Randy Pie, eine deutsche Band, die im Jazz-Funk und Rock ziemlich bekannt war, Fish von Marillion kam zu uns oder der große Luther Allison. Er spielte bei uns einen Acoustic-Gig hinter der Theke. Es waren viele Bands bei uns, auch die damalige Metal Queen Lee Aaron, die Leute standen Schlange, um sich ihre Platten
signieren zu lassen. Ich habe ja die 60er leicht mitgenommen und dann die Musik vor allem in den 70ern erlebt, das war einfach ein anderes Feeling als in den 80ern. Es passierte musikalisch permanent etwas Spannendes, alles war neu und es war eine besondere Atmosphäre. Prägend, wenn auch etwas zu früh für mich, waren aber die 60er mit den Beatles, Stones und The Who. Die Festivals sind mit heute überhaupt nicht zu vergleichen, das Lebensgefühl
war ein ganz anderes und eine Schallplatte aufzulegen war immer etwas Besonderes.

Du hast ja die Einführung der CD auf dem deutschen Markt hautnah miterlebt. Hattest Du damals schon das Gefühl, dass die Schallplatte bald ein
Schattendasein führen würde?

Das kann man so nicht sagen, fast alle sind Ende der 80er doch auf CD umgestiegen. Ein kompaktes Format, das platzsparend war und wer viele Platten hatte wie ich, der war dankbar für die handliche CD. Ich höre auch heute noch CDs, denn ich brauche etwas in der Hand, auch wenn es nur ein kleines Booklet ist.

Nicht nur für Mega-Acts, sondern auch für kleine Bands und deren Gigs habt ihr den Kartenverkauf übernommen. Plötzlich kam Saturn und es wurde
für ELPI und auch für alle anderen Shops richtig eng. Nun sitzt ihr im Saturn. Wurdet ihr damals gefragt, ob ihr den Ticketverkauf dort weiterführen
wollt?

Mehr oder weniger war es so. Als Saturn angekündigt wurde, machte der Laden keinen Sinn mehr. Vorher aber schon, denn andere Elektro-Märkte waren ausserhalb der Innenstadt und wir hatten unsere Stammkunden. Das Angebot von Saturn den Ticketshop dorthin zu verlegen war fair und für uns der richtige
und logische Schritt.

Mittlerweile hat die Schallplatte sich erholt und fährt Rekordzahlen ein. 2015 wurden in England erstmals wieder mehr Schallplatten als Downloads
verkauft. Alleine in Deutschland wurden im vergangenen Jahr zig Millionen Platten verkauft. Juckt es da nicht in den Fingern, es noch einmal mit einem kleinen Shop zu versuchen?

Aber klar, hin und wieder denkt man schon daran, vor allem, wenn man sich die aktuelle Entwicklung der Schallplatte anschaut. Wäre ich in Deinem Alter, würde ich es wohl noch einmal probieren, aber mittlerweile darf ich es auch etwas ruhiger angehen lassen (lacht). Ich fahre, wenn ich etwas Zeit finde, nach Venlo zu Sounds, um dort Musik zu kaufen. Ein unglaublich gut sortiertes Geschäft, dessen Auswahl wirklich sehr sehr gut ist.

Vielen Dank für das Interview, Euch alles Gute und vor allem, haltet den Namen ELPI bitte noch lange hoch.